Wir machen den ganzen Tag «xxx», um zu «xxx». Das fiel mir wieder einmal mehr während einer arbeitsamen Woche auf ‒ einer Woche meiner Lebenszeit, die doch eigentlich doch auch achtsam verbracht sein wollte. Wir hasten von einem zum anderen.
«Wir sind nur auf Zerstreuung aus. Konzentration! Die Buddhisten haben einen schönen Satz. Die Buddhisten sagen: Wenn dich eine Sache nach 2 Minuten langweilt, dann mach sie 4 Minuten lang. Wenn's dann immernoch langweilig ist, dann mach's 8 Minuten lang. Und so weiter – bis du merkst, dass es gar nicht langweilig ist. Was erhofft man sich, was sich ereignen möge? Außer man sich selbst.... Geht ja nur um einen selbst.»
Das sagt mein Lieblingskabarettist Hagen Rether in seinem Programm «Liebe» («Update 2015»). Gelebte Meditation also, gewissermaßen Spiritualität im Alltag.
Achtsamkeit in gewissen Arbeitsschritten leben ist für mich bei den «langweiligen» Aufgaben nicht so sehr schwierig. Aber während einer mental und körperlich stressigen Woche noch an seinen Körper, seine Seele, seine Psyche zu denken, schon eher! Warum ist dieses Gutsein zu sich, dieses Tun für einen Selbst, oft so schwierig zu erreichen? Für uns selbst fehlt uns die Nächstenliebe und das Engagement...
Oft im Leben gelangt man nicht zu der Verwirklichung seiner eigenen Wünsche, ganz einfach weil man sich die Ziele zu hoch gesteckt hat.
Zum Beispiel beim Thema Meditation. Da war man in einem Kurs, der Geist, Körper und Seele gleichermaßen unglaublich gut getan hat. Man hat insgesamt 5,5 Stunden täglich «gesessen»; hat der Erleuchtung quasi schon über die Schulter schauen können... Und sich am letzten Abend vorgenommen, fortan jeden Tag Zuhause «wenigestens 40 Minuten» zu meditieren. Was man vielleicht 1, 2 Tage schafft ‒ um dann am 3. Tag festzustellen: «Oh, ich habe es heute ja ganz vergessen...» (Und 40 Minuten sind im Alltag ja schon eine verdammt lange Zeit, und Meditation ist unter uns gesagt ja auch eine recht langweilige Angelegenheit ‒ und im heutigen Stress auch irgendwie eine unzumutbare Sache, ganz ehrlich...)
Woher kommt dieses weitverbreitete Phänomen? Im arbeitssamen Leben über die Jahre so viel Disziplin für die Firma, den Chef, die Kollegen etc. aufzubringen, um dann keine Energie, Zeit und Disziplin mehr übrig zu haben, um sich persönlich etwas wirklich Gutes zu tun? Denn Meditation zum Beispiel tut gut. Vielleicht nicht (gleich) im selben Moment, aber wie beim Sport danach, oder mit der Zeit. Sie ist wie eine Wäsche für die Psyche, den Geist, die Seele, und für auch den Körper. Sie verankert uns wieder in uns selbst, lässt uns gleichzeitig innerlich einen gesunden Schritt zurücktreten, so dass wir von den unguten Phänomenen des Lebens weniger beeindruckt werden können. Wir ruhen mehr in uns. Warum meditieren wir dann nicht wie verrückt? Wer meditiert, ist erwiesenermaßen glücklicher und gesünder.
«Wir müssen [...] unsere mentalen Belastungen, wie zum Beispiel Stress, Ängste, Frustrationen, überwinden. Deshalb brauchen wir eine tiefere Ebene des Denkens. Das verstehe ich als Achtsamkeit, also das tiefgründige Denken und Fühlen [...].»
(Der Dalai Lama im Buch «Der Apell des Dalai Lama an die Welt - Ethik ist wichtiger als Religion», Benevento-Verlag 2015)
In der Michael-Ende-Geschichte «Momo» gibt es die berühmte Szene, in der Beppo, der Straßenkehrer, der kleinen Momo sagt: «Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten. [...] Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste.» Schritt für Schritt... Eine tiefe-Zen-Weisheit. Im Moment sein, nur an das Jetzt! denken oder den nächsten unmittelbaren Schritt. So kann auch Putzen zu einer Meditation werden ‒ PutZEN.
Übertragen auf die Meditations-Thematik nun kann das bedeuten, den Rat aus der «8-Minuten-Meditation» von Victor N. Davich umzusetzen: Wie der Titel unschwer ableiten lässt, sitzt man täglich wirklich nur 8 Minuten. Ungeübte wissen, wie verdammt lang 8 Minuten sein können. Erfahrenere mögen sagen, dass 8 Minuten ja kaum etwas bewirken mögen. Ich sage: BESSER ALS NICHTS. Denn man muss nicht immer 100% leisten, oft sind 80% die wahren 100%. Auf lange Sicht zahlt sich eine realistische Beharrlichkeit mehr aus als ein bald wieder verpuffender Schnellstart mit Vollgas...
Das ist nämlich oft eine faule Ausrede: 40 Minuten klappen nicht und haben mich angestrengt ‒ dann mach' ich halt gar nichts. 8 Minuten machen hingegen einiges. Probieren Sie es einfach aus!
Ich hätte es selbst nicht gedacht, aber ich habe in den ersten Januar-Tagen des Jahres innerhalb weniger Tage 8 Freunde zusammentrommeln können, die teilnehmen und insgesamt 8 Wochen lang täglich 8 Minuten meditieren wollten ‒ jeder für sich vor Ort, doch irgendwie auch gemeinsam: So haben wir uns gegenseitig motiviert, beigestanden und ausgetauscht ‒ in 8 x 8 um 8 zu 8 :-)
- Film «Momo» und Buch «Momo»
- CDs «Finde die Stille in Dir» und MEERSTERN-«Bibel» «Jetzt! Die Kraft der Gegenwart» (Eckhart Tolle)
- Buch «Meditation ‒ Verbindung mit der inneren Quelle» (Silvia Siegenthaler, Govinda-Verlag)
- Film (DVD) über Meditation «Free The Mind»