Auf Nachrichten verzichten (Wir haben es ausprobiert, Folge 2)

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Wir haben auf Zucker verzichtet (hier nachlesen) und gute Erfahrungen damit gemacht. Wir haben uns gedacht, dass man diese Entgiftung fortsetzen könnte und auf aktuelle Nachrichten verzichten könnte. Gesagt, getan.

Gleichzeitig behandelt dieser Erfahrungsbericht die Frage, was eine Brücke bauen könnte über den derzeitigen Graben in unserer Gesellschaft.

2020 und 2021 gab es nur noch ein Thema. Bei täglichem Konsum dieses Themas über die großen Medienhäuser empfand ich es schnell als eine Art Psychoterror, aktuelle Nachrichten hierzu zu sehen. Teils ging es Schlag auf Schlag: Jeden Tag eine neue, vermeintliche Unheils-Ankündigung.

Um nicht verrückt zu werden, habe ich mich dann tiefergehend und kritischer mit dem Thema beschäftigt. Aber auch auf dieser Seite der Beschäftigung mit dem Thema entstand eine ungesunde Dynamik: Um alles zu verstehen, nichts zu verpassen, auszusortieren und sich auch auszutauschen, musste man sehr viel Zeit investieren.

Eine dritte Möglichkeit mit dem Thema umzugehen schleicht sich nun in die stillen, weißen Januar-Tage des neuen Jahres ein: Gar nichts zu tun. Zeiten, in denen ich gänzlich auf Nachrichten verzichte. Ein Erfahrungsbericht.

Nicht selbst schmutzig werden

Wie viel Zeit verbringen wir damit, über Videos, Berichte und Bücher globale Missstände zu sichten? Uns darüber zu informieren, was in der Welt vor sich geht? Wie viel Energie damit, die Entrüstung darüber auszudrücken? Wir ereifern uns angesichts der – zweifelsohne – unfassbaren Unglaublichkeiten auf dieser Erde: knallharte Grausamkeiten, blanke Unlogik, verzweifelt vermisste Fairness und unbehelligte Skrupellosigkeiten jeden Abend in den Nachrichten – und scheinbar wohin das Auge blickt.

Wir informieren uns, weil wir uns doch nicht «veräppeln» lassen können, weil wir doch «die Wahrheit» wissen möchten. Und – seien wir ehrlich – davon abgesehen ist die Ereiferung an diesem oder jenen geheimen Politskandal doch spannender als so mancher 20.15-Uhr-Film – aber leider traurige Realität.

Doch wie geht es uns nach dieser «Information statt Desinformation», wenn wir diese regelmäßig «konsumieren»? Aufgeregt, elend, pessimistisch, machtlos, verzagt – vielleicht sogar verzweifelt angesichts des ganzen Unrechts und der vermeintlichen Ohnmacht dem gegenüber?

Die vergangenen dunklen Kapitel der Weltgeschichte, die aktuell destruktiven Machenschaften in Politik, Lobby- und Finanzwesen, Landwirtschaft, Pharmaindustrie und in großen digitalen Unternehmen – deren Ursprung, Motive und Auswirkungen wurden und werden tausendfach enttarnt und benannt. Für einen ersten Schritt sind diese Aufdeckungen und «Augenöffnungen» wichtig.

Aber muss es hier nicht mehr geben? Ein Schritt nach dem einen, ersten Schritt; mit dem man erkennt, wie schlimm die Zustände auf dieser Welt sind? 

Einer dieser Schritte muss doch unweigerlich die Frage sein: Was kann man – was kann ich – tun, um daran etwas zu ändern? Wie kann ich mich an der Heilung beteiligen? Und sicherlich gleichzeitig auch: Wie ich kann ich selbst wieder Heilen nach dieser Ent-täuschung?

Denn was macht es für einen Sinn, immer weiteren «Schmutz» aus einem «Dreckloch» zu befördern? Werden wir nicht selbst schmutzig dadurch? Wir können uns von unserer Absicht, diese Erde zu einem besseren Ort zu machen, zudem nicht freikaufen dadurch, eine bestimmte Anzahl von Büchern gelesen oder Videos gesehen zu haben ...

Wem schenken wir die Energie unserer Aufmerksamkeit? Möchte das Destruktive vielleicht genau das erreichen? Uns in einer Art Bann oder Sucht halten? Egal wem ich Aufmerksamkeit schenke – ich nähre es damit, wie auch im Satz: «Auch eine negative Werbung ist eine Werbung» abgebildet. Und ein Bann oder eine Sucht hält einen selbst bekanntlich gefangen. Man ist passiv, energielos oder wütend. 

Täglich werden rund um die Uhr Tiere unter unwürdigsten Bedingungen eingesperrt, um danach getötet und gegessen zu werden. Der unmenschliche Umgang mit unseren «Nutztieren» ist eine schlimme Tatsache und ein Verbrechen. Hier muss die große Wunde benannt werden, Menschen auch aufmerksam gemacht werden, Anstöße gegeben werden. Man kann die Konsequenz aus Schlachthof-Berichten ziehen und aktiv werden: seine Ernährung umstellen, sich darüber hinaus einsetzen und / oder andere Menschen informieren. Aber würde man sich 24/7 mit dem Thema Tiermisshandlung beschäftigen, würden das die wenigsten Menschen ertragen. Beim Thema Corona haben das aber nun zwei Jahre lang viele von uns getan, sei es über den medialen «Angstporno», der auf der einen Seite ablief, sei es über kritische «Kontra-»-Informationen auf der anderen Seite.

Ein Bekannter hat sich sorgfältig und ausführlich mit dem Thema beschäftigt. War sehr engagiert. Am tiefsten Punkt in der Beschäftigung mit der Materie angelangt, stieß er sich unerwartet ab in die entgegengesetzte Richtung und verkündete, fortan nichts mehr zum Thema zu schreiben. Verlangte von nun an, gar nichts mehr über das Thema hören zu wollen. Er müsse sich um «wichtigere Dinge» wie seine Olivenernte kümmern ...

Ich fand das gesund und richtig. Doch wie können wir einen Mittelweg finden, wenn wir keine Olivenbäume haben? Und wie könnten wir eine Brücke bauen über den Graben der gesellschaftlichen Spaltung?

«Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.»
(Friedrich Hölderlin)

Die gesellschaftliche Spaltung

«Ich weiß, dass Menschen, wenn sie in einer Situation sind, wo sie sich ausgegrenzt fühlen, wo sie sozusagen in so eine Art Gegnerschaft geraten, dann werden im Hirn die gleichen Bereiche aktiviert die auch dann aktiviert werden, wenn sie körperliche Schmerzen haben. Das tut also genauso weh, wenn man sich auf so eine sinnlose Art und Weise miteinander streitet, als ob einer einem auf den Füßen herumtrampelt. Und deshalb müsste man erst einmal versuchen Verständnis dafür zu haben, dass man eigentlich gemeinsam aus diesem Schmerz raus will und ihn sich nicht gegenseitig weiter verstärken will, indem man dauernd sagt: Du bist ein Idiot oder Du bist ein Idiot. Also: Das Gemeinsame finden.»
(Dr. Gerald Hüther, 17.12.2021)

Das Prinzip der «Verschwörungstheorien» wurde insbesondere in den Jahren vor der Corona-Krise eingehend in vielen Medien behandelt. Damit wurde eine Barriere (ein «Framing»), geschaffen. Und diese Barriere kann von vielen Menschen nicht überwunden werden. Allein durch die Angst, als «Verschwörer:in» abgestempelt zu werden, sich lächerlich zu machen, schaut man nicht über diese Barriere. Man hat Angst sich zu «infizieren».

Menschen werden als «egoistisch», «laut», «rechts», «unsolidarisch» und als «Schwurbler» bezeichnet. Oder etwa «Esoteriker:in» zu sein, das ist an sich schon eine Abwertung geworden.

So sind in den letzten beiden Jahren zwei Lager entstanden und es klafft ein tiefer Graben zwischen diesen Lagern, der durch Familien, Freundschaften und Beziehungen reicht. Und da Corona nicht nur ein abstraktes Thema ist, sondern unmittelbar mit jeder:m einzelnen von uns zu tun hat und jede:n betrifft  ja sogar die eigenen Verhaltensweisen Einfluss auf die andere Person haben kann  kann diese Spaltung noch besser funktionieren. Es sind auf beiden Seiten Narben dadurch entstanden und Beziehungen sogar zerbrochen. Dabei wäre Corona austauschbar gewesen. Es hätte durch ein anderes Ereignis ersetzt werden können. Das, was sich in der Krise gezeigt hat, war schon vorher im Menschen angelegt, wie in dem Video «Wie viel Mensch steckt noch in uns?» von Bahar und Jeffrey anschaulich behandelt wird.

Macht ein Mensch aus dem «Kontra»-Lager nun einen Schritt auf den Graben zu und schickt einem Menschen, der auf die Politik, Mehrheit und vorherrschende wissenschaftliche Meinung vertraut, einen Artikel zu, gibt es erfahrungsgemäß drei Standardreaktionen die erschreckend häufig auftreten:

  • Es wird ein Fakt herausgegriffen und in Frage gestellt, der Rest des Artikels ignoriert
  • Die Quelle wird als unseriös bezeichnet und der Artikel wird nicht gelesen
  • Das Zusenden des Artikel wird gänzlich ignoriert


Kommt doch ein Gespräch zustande, geht es selten um den eigentlichen Inhalt des Artikels.

Überflüssig zu bemerken, dass vielen «Verschwörungstheorien» im Lauf der Zeit auch recht gegeben wurde und Wissenschaft und Demokratie unbedingt aus Diskurs bestehen sollten, um sich weiterentwickeln zu können.

«Wir haben es ja schon mit einer sehr eigentümlichen Verkehrung zu tun, die mich auch ein bißchen verblüfft. Die ganze Moderne beruht eigentlich auf den Grundideen der Skepsis und des Widerspruchs. Und gerade der wissenschaftliche Fortschritt  dass man eben eine wissenschaftliche Lehrmeinung auch in Frage stellen darf, sondern dass man sie auch in Frage stellen sollte und immer mit der Fehlbarkeit rechnet  ist doch gerade die Errungenschaft der Wissenschaft gewesen. Und das gilt auch für die Politik. (...) Es gibt immer die Möglichkeit, Dinge auch anders zu sehen. Einfach zu sagen: Das ist richtig und wer das richtige in Frage stellt ist irgendwie ein Verschwörungstheoretiker war bisher nie eine gute Idee. Eigentlich müsste man sagen das war die falsche Lösung.»
(Prof. Dr. Hartmut Rosa, 17.12.2021)

Wir haben mindestens verlernt zu kommunizieren und uns als Gegenüber und Menschen zu sehen. Und das ist sehr gefährlich.

Meiner Meinung nach geht es dennoch nicht darum, andere Menschen von was auch immer zu überzeugen. Jeder Mensch kann nur freiwillig Zugänge für sich finden und nur selbst wirklich erkennen. An dieser Stelle fällt mir der Satz: «Man kann Menschen nicht zum Aufwachen zwingen» ein. Aber wäre es nicht ein wenig arrogant, für sich in Anspruch zu nehmen erwacht zu sein? Schlafen wir nicht alle in irgendeiner Art und Weise?

Viel wichtiger ist die Frage: Möchten wir denn in Wahrheit nicht alle dasselbe? Sehnen wir uns nicht alle nach denselben Werten und Zielen wie Harmonie, Gerechtigkeit und Frieden?

Ich bin nicht laut, sondern leise. Ich halte mich nicht für unsolidarisch. Ich habe ganz sicher nicht rechts gewählt. Und nein, weil ich die Maßnahmen der Corona-Krise kritisch sehe, leugne ich nicht das Corona-Virus. Ich werde anschließend auch nicht den Klimawandel leugnen, so wie ich das auch noch nie getan habe. 

Wir können Konsequenzen aus dem Klimawandel ziehen und nicht mehr fliegen, mehr öffentliche Verkehrsmittel nutzen, uns vegan ernähren. Wir können Ökostrom verwenden anstatt Atomstrom. Wir können in unserer Freizeit regelmäßig Müll in der Natur sammeln gehen. Wir können ökologisch einkaufen, anstatt die Böden mit konventioneller Landwirtschaft weiter auszulaugen. Mit all dem wirken wir auch dem sich zuspitzenden weltweiten Artensterben und der sich verschärfenden Trinkwasserknappheit entgegen. Alles hängt mit allem zusammen. Und vor allem wird all dieses unserem verschmutzten Körper gut tun und es wird unsere vergiftete Psyche reinigen.

Diese konstruktiven Dinge könnten eine Schnittmenge zwischen den beiden Lagern bilden. Eine Brücke über den Graben.

Die unschöne Ausgrenzung und Diffamierung einer Bevölkerungsgruppe hat in den letzten zwei Jahren der Transformation der Gesellschaft gleichzeitig einen Bärendienst erwiesen. Der Druck war wie ein Katalysator, der Menschen zusammen- und vorangebracht hat. Bei mir haben sich so viele alte Freundschaften wie noch nie zuvor gleichzeitig reaktiviert und neue Verbindungen ergaben sich. Gleichzeitig haben sich fast alle bemüht, den Graben zu überwinden und nach und nach mit Erde aufzuschütten.

Fokus auf das Wesentliche

Ich habe ab 1.12.2021 insgesamt zwei Monate nahezu vollständig auf aktuelle Nachrichtenmeldungen verzichtet. Eine Frischekur für die Psyche, eine Diät für den Kopf und eine Wohltat für die Seele. Ich habe nichts verpasst, da die wichtigsten Nachrichten von meinem Umfeld an mich herangetragen wurden. Im Gegenteil, ich habe ein Gefühl für mich selbst wiedergewonnen.

Aufdeckungen sind wichtig. Es verhält sich wie in der Psychologie: Bevor man heilen kann, muss zuerst die Wunde benannt werden. Aber diese Informationen dürfen keinesfalls als regelmäßiges, ausschließliches «geistiges Futter» dienen. Denn dieses Futter ist logischerweise so schlecht wie der Inhalt der Informationen. Und gleichzeitig nähren wir somit die ganze Destruktivität letztlich mit unserer Energie, sei es Wut oder Angst oder auch nur Aufmerksamkeit.

«So also trägt ein jeder, der sich auf den Weg macht, sich von Manipulationen zu befreien,
einen großen Teil der Befreiung dieses Lebensraumes mit.
So arbeitet, so entwickelt, so degeneriert, so regeneriert ein Wesen sich also niemals nur um seiner selbst willen.
Stets nimmt ein jegliches Individuum Einfluss auf das gesamte, globale und kollektive System.»

(«Es gibt nur ein Gebot», Susanne Aubry (Govinda-Verlag; vergriffen))

Information ist wichtig, aber nicht alles. Wir dürfen nicht stehen bleiben und uns mit dem geistigen Gift füttern. Man kann dieses «Böse» – nennen wir es verantwortungslose, unbewusste, geldgierige, herzlose, außer Kontrolle geratene und vorherrschend gewordene – nicht bekämpfen. Damit würden wir in einen Dialog damit gehen und uns selbst verbrauchen.

«Am Ende dessen, was du wissen musst, angelangt,
bist du auf der Schwelle dessen, was du wirst fühlen müssen.»
(Khalil Gibran)

Vielleicht geht es darum, sich immer wieder neu auszurichten. Und in sich hineinzuspüren. Kann ich gerade neue Nachrichten verkraften oder nicht? Ist aktuell eine Zeit des Tuns, des Agierens anstatt des Reagierens? Oder geht es mir besser wenn ich Licht ins Dunkel bringe und mich informiere, mich mit anderen Menschen austausche darüber?

Es muss nicht etwas beseitigt werden, sondern etwas ent-deckt, etwas erweckt, etwas gefördert und genährt werden.

Und, um den Kreis zu schließen: Darum auch dieser Versand. Nicht, um eine Esoterik-Alternative zu Marktriesen (und –Zerstörern) zu werden, für einen angenehmen Aufenthalt auf einer rosa Wolke. Nicht, um möglichst viel Geld zu verdienen (da gäbe es rentablere Verschwörungs-Titel als Neuaufnahmen). Sondern, weil wir Ihnen Werkzeuge geben möchten, die Sie selbst ermächtigen, erheben und ermutigen. Beispiel hierfür ist der Film CODE OF SURVIVAL, in dem der Gentechnik von Pfizer, AstraZeneca und Co. positive Projekte aus der Landwirtschaft gegenübergestellt werden: Wunderbare Menschen die sich um das Land sorgen, es verstehen und behüten möchten. Genauso der Film UNSERE GROßE KLEINE FARM: In der Doku zeigt ein Paar durch ein Feuerwerk an wunderbaren Bildern, was alles möglich ist, wenn man sich liebevoll um Land und Tier kümmert; was möglich ist, wenn nur zwei Menschen begonnen haben damit.

Sie finden also in unserem Sortiment überwiegend Hoffnung. Die so wichtige Information – aber auch Hoffnung. MEERSTERN würde gern eine Art literarische Apotheke für Sie bilden.

«Denn es gilt, diese Welt mit den Augen von Engeln zu sehen,
fähig, inmitten menschlichen Leids, inmitten menschlichen Elends
die göttliche Gestalt zu erkennen und ihren Leib, ihr Wachstum,
ihre reife Vollendung wahrzunehmen.»

(Eugen Drewermann)

«Wir sollten lernen, die Schönheit wieder zu sehen.
Denn alles Beseelte hat Schönheit.
Dieses Wissen und den Blick dafür sollten wir bewahren,
auch in den jetzigen Zeiten.
Es liegt an uns, wie wir das Licht hier auf die Erde bringen.
Was wir dafür aber unbedingt brauchen,
ist der Blick auf das Göttliche.»
(Christina von Dreien)



Dieser Artikel basiert auf dem Text «Von der Weltverschwörung als Verschwörung», den ich bereits im Jahr 2010 verfasst hatte.

© Maria Rabia Rossmanith, MEERSTERN.de 


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