Unkonventionelle Ideen zum Entspannen im Alltag

entspannung-blog

Als Jungunternehmerin kenne ich mich wunderbar aus mit Anspannung ... ‒ Glücklicherweise und daraus resultierend jedoch auch mit der not-wendigen Entspannung. Ich stelle hier drei unkonventionelle Ideen zum ungewöhnlichen Entspannen im Alltag vor. ‒ Selbst erprobt, ohne hippe Anglizismen. Zuvor möchte ich die Entspannung selbst betrachten.

Ich packte an diesem lichten Frühlingstag gerade große Bücherpakete vor meinem Haus, als ich sehr deutlich Herbstlaub rascheln hörte.
Ich blickte auf, blickte in die Richtung, aus der die Naturmusik zu hören war ‒ und hielt inne: Auf der großen Hangwiese oberhalb meines Hauses, die voll mit Blättern ist, ließ der Wind einen kleinen Orkan aus Laub enstehen ‒ kreisrund tanzten die Blätter, beschrieben einen Kreis, vielleicht 5 Meter hoch und 3 breit. Die restliche weite Wiese war davon gänzlich unberührt, die anderen Blätter lagen ganz still da.
Ist dieser wesenhafte Tanz nicht wirklicher als alles sonst im Alltag? Ist er nicht reeller und unendlich stärker berührend?
(Maria Rabia Rossmanith, «Frühlingstanz» im Buch «MARESOPHIE» (MEERSTERN, 2017))

Entspannung ‒ eine kurze Betrachtung.

Soviel ist klar: Der moderne westliche Mensch führt in den letzten Jahrzehnten ein Leben, das Stress fördert. Dabei ist auch klar: Der Mensch hätte so viele Annehmlichkeiten und Erleichterungen jedweder Art wie nie zuvor. Haben wir in alledem vielleicht verlernt, zu spüren, was wir für ein gesundes Leben benötigen?

Equiano Intensio schreibt in seinem Buch «Emotional klar»: «Der menschliche Körper sehnt sich (...) nach Berührung mit verschiedensten Dingen: mit sich selbst, mit anderen Menschen, mit Bäumen und Pflanzen, mit Tieren, mit Steinen, mit der Sonne, mit dem Mond, dem Wind, dem Wasser, der Erde und mit vielen anderen natürlichen Dingen. Doch da die meisten Menschen isoliert leben ‒ festes Haus, dicke Kleidung und starke Schuhe ‒ erfahren Sie all diese Dinge nicht mehr oder nur noch selten. Selbstverständlich haben sie dann das Gefühl, dass etwas fehlt.»

Deshalb ist mein wichtigster Entspannungs-Tipp vor allen anderen Tipps: regelmäßige Naturbesuche so gut es geht ins Leben zu integrieren. Die Natur so gut es geht in sein Leben zu holen ‒ alles Lebendige, Wilde, Bunte, Grüne, Tierische, Natürliche ...

Die letzten Jahre waren von Corona und Krieg geprägt. Wir haben in diesen Jahren die Hoffnung wiederholt in das jeweils folgende neue Jahr gesetzt, und dabei vielleicht verlernt im Hier und Jetzt zu leben. Entspannt im Hier und Jetzt zu leben ist zudem unter Druck, Stress und Angst schwierig. Doch wir haben nur das Hier und Jetzt.

Wie soll man sein Leben weiterleben, wenn anderswo Menschen sterben? Wie soll man entspannen, wenn sich die ganze Welt zu verwirren scheint? Viele von uns lebten oder leben in Angst ‒ erst vor Corona (und / oder dessen Folgen), dann nahtlos anschließend, vor dem Krieg. Ein viel gehörter Ausspruch war, dass die «Gleichzeitigkeit der Dinge» so schwer zu ertragen sei. Das ist es natürlich auch, wenn man sich das Leid der Welt bewusst macht. Anteilnahme, Mitgefühl und tatkräftige Hilfe im Rahmen der eigenen Möglichkeiten sind wichtig. Aber ich bin davon überzeugt, dass es ebenso wichtig ist, dass wir möglichst entspannen. Denn erst dann können wir nachhaltig geben. Und auch unser Umfeld profitiert von einer friedlichen, angstfreien, liebenden Ausstrahlung. Wenn dieses Bewusstsein viele Menschen besäßen, dann könnte dies ganze destruktive Strukturen entmachten ...

Vielleicht ist es ein bisschen so wie im Buch «Momo» von Michael Ende: Um das «Nirgendhaus» herum muss man alles langsam tun, um schnell voranzukommen.

Die Welt braucht dringend einen umfassenden Systemwandel auf vielen Ebenen. Dieser kann nur von Menschen ausgehen, die in sich gehen und dann über sich hinauswachsen.

Vielleicht geht es darum, vollkommen zu sein, indem wir anfangen zu akzeptieren, dass wir unvollkommen sind. In diesem Augenblick kannst Du vollkommen und willkommen sein ‒ so wie Du bist. Hierin liegt Vergebung ‒ und Liebe.

Vielleicht geht es nicht darum, auf die großen Ziele, Siege, Wendepunkte, wichtigen Ereignisse zu warten, weil man dadurch den Weg dazwischen geringschätzt. Vielleicht geht es darum, in quasi jedem Moment ein winziges, aber heiliges Glück zu finden. Wie oft würden wir uns angekommen fühlen? Wie sehr ausgefüllt und befriedet? Wie viel weniger gehetzt? Wie viel gelassener, fitter, schöner, erfolgreicher und weiser?

Haben wir nicht alle das Gefühl: Bald höre ich auf mit dem Quatsch, und dann kommt das richtige Leben? Wir müssen den Quatsch aushöhlen mit dem echten Leben ‒ Jetzt. Ansonsten gibt es kein echtes Leben. Und kein echtes Ich. Und was treibt uns eigentlich dazu, Quatsch zu leben?

Den Blick sowohl in die weite Ferne richten, aber auch bei jedem Schritt die Blüten am nahen Wegrand bemerken ‒ ich glaube darin liegt die Lebenskunst, die macht, dass man bei sich bleibt.

(Maria Rabia Rossmanith, aus dem Text «Vielleicht» im Buch «MARESOPHIE» (MEERSTERN, 2017))

Es geht in diesem Text nicht um Yoga, Gärtnern, Mittagsschlaf, Sport, massiert werden, Malen, Fotografieren, Meditieren usw. ‒ weil diese wunderbaren Techniken bekannt und vielleicht oftmals nicht möglich, ausreichend oder zielführend sind. Es geht auch nicht um «Entspannen, um ...». Es geht einfach nur um Entspannen, um zu entspannen!

blog-muells2VeFxeQtdmzI

 Unkonventioneller Tipp Nummer 1: Müll sammeln 

Mein erster unkonventioneller Tipp hat mit Müll zu tun. Richtig gelesen. «Waldbaden» ist ja angesagt derzeit (und das, obwohl es kein hipper Anglizismus ist!). In die Natur zu gehen hilft bei Anspannung. Wenn man sich darauf einlässt, ist es sicherlich eine der besten Ideen. Ich umarme mittlerweile tatsächlich ganz klassisch Bäume ‒ nicht nur verschämt-kurz, sondern ungefähr eine Minute. Sie fühlen sich alle anders an, und man fühlt sich danach immer anders ... ‒ Aber was, wenn man dazu zu nervös ist? Wenn man vielleicht gar keinen Wald vor der Haustüre hat? Oder wenn man nicht beim Bäume-Umarmen beobachtet werden möchte?

Es gibt einen Trick, der Nervosität abbaut und äußerst befriedigend auf einen selbst, und sogar befriedend auf die Natur einwirkt. Man ist im Tun und in Bewegung, und gleichzeitig in der Natur: Müllsammeln. Es muss nicht viel sein, das man einsammelt. Traurigerweise hat man schnell Erfolgserlebnisse. Auch hier im tiefsten Bayerischen Wald, den man sich ja sehr idyllisch vorstellt, habe ich jeden Tag ein bis zwei Kotbeutel meiner Hündin – neben derer Hinterlassenschaften – voller zusätzlichem «Menschen-Mist».

Einfach einmal ausprobieren! Ich werde von Woche zu Woche penibler, und die Gegend hier von Woche zu Woche sauberer ... Es kann sein, dass man am Anfang wütend auf den Menschen an und für sich wird; Es kann sein, dass man denkt: das nützt doch nichts, weil neuer Müll dazukommt. Oder dass das entwürdigend wäre. Der Verstand denkt ja so einiges vor sich hin. – Die Wut auf den Menschen lässt nach, die Befriedigung und Befriedung wirkt stärker. Und neuer Müll kommt meistens verstärkt dort hinzu, wo schon alter liegt. Je weniger, desto besser also!

Hier ein Text zur Inspiration, der im Corona-Lockdown 2020 entstand:

Die Straßen sind leer. Plastikflaschen glänzen in den Straßengräben.
Der Wald atmet friedlich die Frühlingssonne. Bonbon-Papierchen säumen den Pfad.
Der Fluss fließt mit seinem frischen klaren Nass dahin. Ein Bierkasten hat sich in einer Ansammlung abgebrochener Äste verfangen.
Solche Anblicke sind unerträglich, oder? Und warum müssen eigentlich unsere Kinder in diversen Kindergarten-Aktionen diesen Müll sammeln, den Erwachsene aus den Autofenstern werfen?
Der Shutdown ist gut nutzbar, um unsere Natur stellenweise von Müll zu befreien. Wut und Unverständnis gehen damit einher, aber es überwiegt bei jedem einzelnen Stück die Befriedigung, Tier und Natur befreit zu haben.
Befreit von teils vollen Benzinkanistern und mehreren Autoreifen. Von innerhalb kürzester Zeit gefüllten, großen Säcken voller Müll verschiedenster Art, der sortiert und im Recyclingcenter entsorgt wurde.
Der Müll der hier in die Gewässer gelangt, landet teils letztlich im Meer. Der Müll im Wald verletzt Tiere äußerlich und innerlich. Plastik wird zu Mikroplastik und ist somit für den Menschen gefährlich. Auch dem Wald selbst können Zigarettenkippen, Glas und und Plastikmüll zum Verhängnis werden: wenn dadurch Waldbrände ausgelöst werden.

nachrichten-verzichten-blog

 Unkonventioneller Tipp Nummer 2: Nachrichten fasten 

Wie viel Zeit verbringen wir damit, über Videos, Berichte und Bücher globale Missstände zu sichten? Uns darüber zu informieren, was in der Welt vor sich geht? Wie viel Energie damit, die Entrüstung darüber auszudrücken? Wir informieren uns, weil wir uns doch nicht veräppeln lassen können, weil wir doch die Wahrheit wissen möchten. Und – seien wir ehrlich – davon abgesehen ist die Ereiferung an diesem oder jenen geheimen Politskandal doch spannender als so mancher 20.15-Uhr-Film – aber leider traurige Realität.

Doch wie geht es uns nach dieser «Information statt Desinformation», wenn wir diese regelmäßig konsumieren? Aufgeregt, elend, pessimistisch, machtlos, verzagt – vielleicht sogar verzweifelt angesichts des ganzen Unrechts und der vermeintlichen Ohnmacht dem gegenüber?

2020 und 2021 gab es nur noch ein Thema: Corona. Bei täglichem Konsum dieses Themas über die großen Medienhäuser empfand ich es schnell als eine Art Psychoterror, aktuelle Nachrichten hierzu zu sehen. Teils ging es Schlag auf Schlag: Jeden Tag eine neue, vermeintliche Unheils-Ankündigung.

Um nicht verrückt zu werden, habe ich mich dann tiefergehend, kritischer und ganz bewusst mit dem Thema beschäftigt. Aber auch auf dieser Seite der Beschäftigung mit dem Thema – also der freiwilligen, sachlichen Widmung, nicht der passiven, hysterischen Dauerberieslung – entstand eine ungesunde Dynamik: Um alles zu verstehen, nichts zu verpassen; auszusortieren und sich auch auszutauschen, musste man sehr viel Zeit investieren.

Ein Bekannter hatte sich ebenfalls sorgfältig mit dem Thema beschäftigt, war auch sehr engagiert und verschickte Rundmails dazu. Am tiefsten Punkt in der Beschäftigung mit der Materie angelangt, stieß er sich unerwartet ab in die entgegengesetzte Richtung und verkündete, fortan nichts mehr zum Thema zu schreiben; verlangte von nun an gar, nichts mehr über das Thema hören zu wollen. Er müsse sich um «wichtigere Dinge» wie seine Olivenernte kümmern ...

Ich fand das absolut gesund und richtig. Doch wie könnten wir einen Mittelweg finden, wenn wir keine Olivenbäume haben?

Ich habe ab 1.12.2021 insgesamt zwei Monate nahezu vollständig auf aktuelle Nachrichtenmeldungen verzichtet: Eine Frische-Kur für die Psyche, eine Diät für den Kopf und eine Wohltat für die Seele. Ich habe nichts verpasst, da die wichtigsten Nachrichten von meinem Umfeld an mich herangetragen wurden. Im Gegenteil: Ich habe ein Gefühl für mich selbst wiedergewonnen.

Aufdeckungen sind wichtig. Es verhält sich wie in der Psychologie: Bevor man heilen kann, muss zuerst die Wunde benannt werden. Aber diese Informationen dürfen keinesfalls als regelmäßiges, ausschließliches «geistiges Futter» dienen. Denn dieses Futter ist logischerweise so schlecht wie der Inhalt der Informationen. Und gleichzeitig nähren wir somit die ganze Destruktivität letztlich mit unserer Energie, sei es Wut oder Angst oder auch nur Aufmerksamkeit.

Vielleicht geht es beim erwähnten Mittelweg darum, immer wieder in sich hineinzuspüren: Kann ich gerade neue Nachrichten verkraften oder nicht? Ist aktuell eine Zeit des Tuns, des Agierens, anstatt des Reagierens? Oder geht es mir besser, wenn ich Licht ins Dunkel bringe und mich informiere, mich mit anderen Menschen darüber austausche? Und es geht auf jeden Fall darum, sich immer wieder Zeiten zu gönnen, in dem man «offline» ist: also sowohl Nachrichten für eine bestimmte Zeit «fastet», als auch handyfreie Tage einhält. Denn im Durchschnitt checken wir unser Smartphone 85 Mal**. ‒ Am Tag! Es könnte also darum gehen, sich immer wieder neu und individuell auszurichten, gefühlsbasiert und authentisch.

entspannen-blog-1

 Unkonventioneller Tipp Nummer 3: Radfahren 

Eine moderne Errungenschaft ist das Auto, was für ein Luxus. Aber wie so oft kehrt sich der Luxus mitunter ins Gegenteil um. Ohne Frage besser für's Klima, besser für die eigene Fitness und Gesundheit ist es, das Rad zu nehmen. Wir haben uns Satteltaschen für das E-Bike besorgt und kaufen nun quasi immer mit dem Rad ein. Was wirklich Freude bringt, da man an die frische Luft kommt, auf Schleichwegen unterwegs sein und im besten Fall Sonne und Grün tanken kann. Weil man entschleunigt, anstatt stur von A nach B innerhalb einer Kolonne anderer Blechkarossen unterwegs zu sein. Es ist ein kleiner Ausflug, der sich eher anfühlt wie Freizeit. Wenn Sie die Möglichkeit dazu haben, probieren Sie's aus. Wir waren so begeistert von dieser Auto-Reduzierung, dass wir auch im Winter ‒ und im Bayerischen Wald liegt in den Wintermonaten noch Schnee und Eis ‒ das Rad benutzt haben. Mit Fell-Sattel, Spike-Reifen, Ski-Handschuhen und zwei Mützen übereinander :-) 

Dieser Text erschien zuerst gekürzt im «Kalender des Alten Wissens» (Ausgabe des Jahres 2023).


Entspannende Musik, inspirierende Filme und tiefergehende Lektüre finden Sie in meiner Online-Buchhandlung, hier bei MEERSTERN, 24/7 und 365 Tage im Jahr ‒ welche sich wünscht, als «literarische Apotheke» verstanden und genutzt zu werden. 

 

© Maria Rabia Rossmanith (Text und Fotos), MEERSTERN.de 


... zurück zum MEERSTERN-BLOG (Übersicht aller Einträge)

Privatkundenshop